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Fenster der Hoffnung

Sie ist klein, aber schliesst eine grosse Lücke: In der von Dr. Carina Vetye gegründeten Apotheke im Elendsviertel Villa Zagala in Buenos Aires erhalten die Ärmsten dringend benötigte Medikamente, medizinische Beratung und etwas Hoffnung für den Alltag.

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Fenster der Hoffnung: Dr. Carina Vetye überreicht einer Patientin Medikamente an der Ausgabestelle ihrer Apotheke in Villa Zagala. (Foto paulhahn.de / © AoG)

Es ist ein Fenster in den Mauern einer engen Gasse in Villa Zagala, einem Slum im Herzen von Buenos Aires. Für die Menschen im Elendsviertel bedeutet es Zugang zu überlebensnotwendigen Medikamenten. Das Fenster dient als Ausgabestelle der Apotheke, welche die Deutsch-Argentinierin Carina Vetye als Mitglied der «Apotheker ohne Grenzen» im Jahr 2008 gegründet hatte.

Zwölf Quadratmeter klein ist die Apotheke, Gänge und Schränke sind vollgestopft, jeder Stauraum ist bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Über hundert Medikamente umfasst das Arzneimittellager, über den Bestand führen Carina und ihr Team – fünf ehrenamtliche Apothekerinnen und zwei Teilzeitkräfte – genaustens Buch. Welche Medikamente sind noch genügend an Lager, wie viele wurden heute durch das Ausgabefenster gereicht an Menschen, die sie dringend benötigen? Was muss mit dem verfügbaren Geld am dringendsten nachbestellt werden?

Angeschlossen ist Carinas Slum-Apotheke an das städtische «Gesundheitszentrum Nummer 16». Weil es in Argentinien keine Hausarztversorgung gibt, ist dieses für das Einzugsgebiet von rund 30’000 Menschen die einzige medizinische Anlaufstelle. Medikamente sind rar: Aus eigener Kraft kann das Gesundheitszentrum nur rund dreissig Prozent der benötigten Arzneimittel für chronische Krankheiten wie Diabetes zur Verfügung stellen.

Arzneimittel müssen da sein – und richtig eingenommen werden

Mit ihrer Apotheke arbeitet Carina täglich daran, diese Lücke zu schliessen. Die Medikamente sind für die Patientinnen und Patienten kostenlos, solange sie sich an die ärztlichen Therapieanweisungen halten. Damit dies gelingt, legen Carina und ihr Team viel Wert darauf, den Menschen im Elendsviertel zu vermitteln, wie Medikamente eingenommen werden sollen, wie Krankheiten vorgebeugt werden können, und wie sich generell ein gesünderes Leben führen lässt.

Als «zweibeinige Packungsbeilage» hat Carina sich denn auch schon beschrieben: «Als Apothekerin ohne Grenzen ist mein Herzensanliegen, dass die Menschen die nötigen Medikamente haben und dass sie sie richtig erklärt bekommen. Das ist es: Die richtigen Arzneimittel müssen da sein, sie müssen richtig eingenommen werden, es muss die Therapie kontrolliert werden.»

Von ihrer Apotheke aus ist Carina auch oft in Villa Zagala unterwegs, besucht Kranke dort, wo sie leben, in ärmlichsten Behausungen. Anfänglich reagierten diese oft ungläubig, als sie ihnen erklärte, dass sie am Fenster der Apotheke in der engen Gasse die Medikamente erhalten, die sie brauchen. Über die vergangenen zehn Jahre ist die Apotheke zu einem wichtigen Ort geworden für die Menschen von Villa Zagala – einem Fenster, dem sie vertrauen, und einem Fenster der Hoffnung.